Dank Simon habe ich mich an den Blog Action Day erinnert, viele Blogger auf der ganzen Welt schreiben dazu heute etwas über ‚Umwelt’. Als Wannabe-Weltbürger kann ich da dem überbordernden Peer-Pressure natürlich nicht standhalten und gebe meinen Senf in die Suppe:
Ein erster wichtiger Schritt, um ‚etwas für die Umwelt’ zu tun, liegt darin zu bestreiten, dass es so etwas wie die Umwelt gibt. Denn was ist das, ‚Um’ das die Um-welt ist? Gibt es denn etwas, das nicht die Welt ist, also etwas ‚um’ das die Um-Welt sein könnte?
Natürlich sind es die Menschen, die sich von der Welt herausnehmen bzw. in ihr Zentrum stellen, um das die Welt sich folglich gehorsam scharrt.
Doch genau diese Denkfigur, sich ins Zentrum allen Weltgeschehens zu stellen, ist es, die zu so vielfältigen Um-welt-problemen geführt hat. Es ist die unserer modernen, westlichen Kultur und Wissenschaft innewohnende Haltung sich zum Subjekt (zum Zugrundeliegenden von allem) und die Natur zum Objekt, zum Gegenständlichen das beherrscht und kontrolliert werden soll, zu machen. Damit aber wird die Natur verdinglicht und erst jetzt kann sie Mittel zum Zweck (des Wohlergehens der Menschen) werden.
Wahrscheinlich ist schon der Begriff der Natur problematisch, der ja eine für sich stehende Wesenheit meint, die damit leicht vergegenständlicht werden kann. Im Verständnis der Natur als Schöpfung hingegen ist die Schöpfung nicht ohne den Bezug zum Schöpfer zu denken, ihr wohnt damit ein Relation zu einem Du inne, ja sie ist Ausdruck dieses ewigen Du und seiner Liebe zu dem von ihm Geschaffenen.
Die Idee einer Umwelt zu verwerfen, sich der Natur als Schöpfung und damit als etwas, das nie nur Gegenstand ist, sondern lebendiger, künstlerischer, kreativer, liebender Ausdruck eines lebendigen Wesens, des Subjekts, das ist für mich der Beginn dessen, was man gemeinhin ‚Umweltschutz’ nennt.
Passend dazu will ich hier noch Gottes überwältigende Antwort auf Hiob wiedergeben, die sowohl als eine Antwort auf die Hybris des modernen Menschen, der sich zum Zentrum der Welt erhebt, gelesen werden kann, als auch einen Hauch von Ahnung entstehen läßt, wie sehr ER seine Schöpfung kennt und als solche liebt:
„Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist!
Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Richtschnur gezogen hat?
Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?
Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach
wie aus dem Mutterschoß, als ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel
einwickelte wie in Windeln, als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm
und setzte ihm Riegel und Tore und sprach: «Bis hierher sollst du kommen und
nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!»?
Hast du zu deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte
ihren Ort gezeigt, damit sie die Ecken der Erde faßte und die Gottlosen
herausgeschüttelt würden? Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel und färbt
sich bunt wie ein Kleid. Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen und der
erhobene Arm zerbrochen werden.
Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt?
Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du
gesehen die Tore der Finsternis?
Hast du erkannt, wie breit die Erde ist?
Sage an, weißt du das alles?
Welches ist der Weg dahin, wo das Licht wohnt, und welches ist die Stätte der Finsternis, daß du sie zu ihrem Gebiet bringen könntest und kennen die Pfade zu ihrem Hause? Du weißt es ja, denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deine Tage sind sehr viel!
Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt?
Bist du gewesen, wo der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt, die ich verwahrt habe für die Zeit der Trübsal und für den Tag des Streites und Krieges?
Welches ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt und der Ostwind hinfährt über die Erde?
Wer hat dem Platzregen seine Bahn gebrochen und den Weg dem
Blitz und Donner, daß es regnet aufs Land, wo niemand ist, in der Wüste, wo
kein Mensch ist, damit Einöde und Wildnis gesättigt werden und das Gras wächst?
Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taus gezeugt? Aus wessen
Schoß geht das Eis hervor, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt, daß
Wasser sich zusammenzieht wie Stein und der Wasserspiegel gefriert?
Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder
den Gürtel des Orion auflösen? Kannst du die Sterne des Tierkreises aufgehen
lassen zur rechten Zeit oder die Bärin samt ihren Jungen heraufführen? Weißt du
des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? Kannst
du deine Stimme zu der Wolke erheben, damit dich die Menge des Wassers
überströme? Kannst du die Blitze aussenden, daß sie hinfahren und sprechen zu
dir: «Hier sind wir»?
Wer gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken? Wer ist so weise, daß er die Wolken zählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel ausschütten, wenn der Erdboden hart wird, als sei er gegossen, und die Schollen fest aneinander kleben?
Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen, wenn sie sich legen in ihren Höhlen und lauern in ihrem Versteck? Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben?
Weißt du die Zeit, wann die Gemsen gebären, oder hast du aufgemerkt, wann die Hirschkühe kreißen? Zählst du die Monde, die sie erfüllen müssen, oder weißt du die Zeit, wann sie gebären? Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jungen und werden los ihre Wehen. Ihre Jungen werden stark und groß im Freien und gehen davon und kommen nicht wieder zu ihnen.
Wer hat dem Wildesel die Freiheit gegeben, wer hat die Bande
des Flüchtigen gelöst, dem ich die Steppe zum Hause gegeben habe und die
Salzwüste zur Wohnung? Er verlacht das Lärmen der Stadt, die Schreie des
Treibers hört er nicht; er durchstreift die Berge, wo seine Weide ist, und
sucht, wo es grün ist. Meinst du, der Wildstier wird dir dienen wollen und wird
bleiben an deiner Krippe? Kannst du ihm das Seil anknüpfen, um Furchen zu
machen, oder wird er hinter dir in den Tälern den Pflug ziehen? Kannst du dich
auf ihn verlassen, weil er so stark ist, und überläßt du ihm, was du erarbeitet
hast? Kannst du ihm trauen, daß er dein Korn einbringt und in deine Scheune
sammelt?
Der Fittich der Straußin hebt sich fröhlich; aber ist's ein
Gefieder, das sorgsam birgt? Läßt sie doch ihre Eier auf der Erde liegen zum
Ausbrüten auf dem Boden und vergißt, daß ein Fuß sie zertreten und ein wildes
Tier sie zerbrechen kann! Sie ist so hart gegen ihre Jungen, als wären es nicht
ihre; es kümmert sie nicht, daß ihre Mühe umsonst war. Denn Gott hat ihr die
Weisheit versagt und hat ihr keinen Verstand zugeteilt. Doch wenn sie
aufgescheucht wird, verlacht sie Roß und Reiter.
Kannst du dem Roß Kräfte geben oder seinen Hals zieren mit
einer Mähne? Kannst du es springen lassen wie die Heuschrecken? Schrecklich ist
sein prächtiges Schnauben. Es stampft auf den Boden und freut sich, mit Kraft
zieht es aus, den Geharnischten entgegen. Es spottet der Furcht und erschrickt
nicht und flieht nicht vor dem Schwert. Auf ihm klirrt der Köcher und glänzen
Spieß und Lanze. Mit Donnern und Tosen fliegt es über die Erde dahin und läßt
sich nicht halten beim Schall der Trompete. Sooft die Trompete erklingt,
wiehert es «Hui!» und wittert den Kampf von ferne, das Rufen der Fürsten und
Kriegsgeschrei.
Fliegt der Falke empor dank deiner Einsicht und breitet seine Flügel aus, dem Süden zu? Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch und baut sein Nest in der Höhe? Auf Felsen wohnt er und nächtigt auf Zacken der Felsen und steilen Klippen. Von dort schaut er aus nach Beute, und seine Augen sehen sie von ferne. Seine Jungen gieren nach Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.“
Hiob 38,4 - 39,30
Grundsätzlich bin ich einverstanden, mit dem was Du schreibst. Und gerade die Stelle bei Hiob ist immer wieder eindrücklich. Da kommt man sich immer so klein vor. ;-)
Doch eigentlich müsste man auch die Stelle aus Genesis betrachten:
"Und Gott segnete sie [Mann und Frau] und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht." (1, 28)
Natürlich ist das kein Freipass zur "Zerstörung". Aber Gott hat uns doch eine ziemlich grosse Verantwortung übertragen. Er hat uns offenbar die Möglichkeit gegeben, die Welt zu gestalten. Sie also bis zu einem gewissen Punkt zu unserer Welt zu "machen" (auch wenn das etwas anmassend klingen mag). Oder siehst Du das anders?
Posted by: lagalug | Oct 15, 2007 at 22:21
Ja, habe ich mir schon gedacht, dass so eine Rückfrage/ Einwand kommt. Der Schöpfungsauftrag ist, so wie Du ihn zitierst, sicher erstmal verherrend schlecht in den heutigen Kontext übersetzt. Die Gute Nachricht übersetzt: »Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.« Das klingt schon etwas anders, auch wenn Besitz sicherlich im heutigen Kontext recht missverständlich ist.
Der Schöpfungsauftrag ist wohl auch nur zu verstehen, wenn man bedenkt, dass Gott uns als seine Ebenbilder geschaffen hat, d.h. die Menschen haben ganz klar eine Sonderstellung in der Schöpfung und die ist: Wir sind die Repräsentanten Gottes auf dieser Erde. In diesem Licht betrachtet meint der Schöpfungsauftrag: Wir sollen zur Schöpfung eine ebenso liebende und fürsorgende Haltung entwickeln, wie der Schöpfer selbst. In 1.Mose 2,15 steht dann ja auch: "Gott, der Herr, brachte also den Menschen in den Garten Eden. Er übertrug ihm die Aufgabe, den Garten zu pflegen und zu schützen. "
Nimm an ein Freund fährt in den Urlaub und übergibt Dir für diese Zeit den Auftrag seinen Garten zu pflegen und dann kommt er zurück und Du hast vollkommen Raubbau betrieben und alle Beete zerstört, weil Du geil auf die Karotten warst und zu faul zum einkaufen - dann hast Du die Dir zugetragene Macht und Verantwortung missbraucht. Ein einfaches Bild, aber ich denke es zeigt etwas...
Und natürlich sind wir eingeladen zum schöpferischen mitgestalten in dieser Welt, aber dies doch offensichtlich auf eine Weise, die die Schöpfung nicht missbraucht. Es ging mir hier auch nicht um eine Art Vergöttlichung der Natur, wie es heute so oft getan wird. Ich bin ein großer Fan des 'künstlichen' und skeptisch wenn irgendwo 'natürlich' draufgeklebt wird und auch glaube ich, dass es kein Zufall ist, dass die Geschichte in der wir Leben in einem Garten beginnt und in einer Stadt endet, aber all das steht für mich in keinem Gegensatz zu dem oben geschriebenen...Ist das ein wenig nachvollziehbar? Danke jedenfalls für die Rückfrage!
Posted by: tobiK | Oct 15, 2007 at 23:01
die sache mit dem mensch im zentrum und der „natur“ als objekt drum herum trifft es meiner ansicht nach sehr gut.
Posted by: Depone | Oct 15, 2007 at 23:10
Ich freue mich auf ein Posting mit der Ausmalung der Geschichte "Vom Garten in die Stadt"...
Posted by: Joa | Oct 16, 2007 at 01:29
Nun ja - bin eigentlich einverstanden. Aber das Bild mit dem Freund und dem Garten stimmt dann doch wieder nicht ganz. Denn Gott hat uns die Welt nicht einfach überlassen, damit wir auf sie "aufpassen". Wir sollen nicht nur bewahren. Es geht letztlich um mehr. Wir dürfen nämlich gestalten. Auf den Garten übertragen bedeutet dies, dass ich einen Baum fällen darf, um daraus eine Gartenlaube zu zimmern. Oder wenn ich will (und die Fähigkeiten dazu habe) sogar einen Swimmingpool...
Aber Du hast schon recht, all das steht nicht unbedingt im Gegensatz zu dem, was Du geschrieben hast. Ich denke nur, dass gerade darin die grosse Verwantwortung liegt, die uns Gott übertragen hat. Wir müssen uns immer fragen: was bauen wir? Zu welchen Zweck? Schadet eine Sache mehr, als sie bringt, etc.
So far...
Posted by: lagalug | Oct 16, 2007 at 12:58
@lagalug: Ja, danke - das ist eine gute Ergänzung, da hast Du vollkommen Recht!
Posted by: tobiK | Oct 18, 2007 at 10:30
Die Diskussion ist ja eigentlich bereits vorbei. Aber als ich gestern ein Interview mit einem "grünen Gentechniker" (Norman Borlaug, Interview in der Weltwoche: http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=17494&CategoryID=62) gelesen habe, musste ich an diesen Post denken. Ehrlich gesagt bin ich nicht unbedingt sicher, ob wir mit der genetischen Manipulation von Pflanzen "zu weit" gehen, oder ob sich ein solcher Eingriff rechtfertigen lässt...
Posted by: lagalug | Oct 26, 2007 at 10:37
Auch wenn es Dich verwundern wird: Da bin ich auch nicht sicher. Habe mich mit dem Thema noch nicht ausführlich auseinandergesetzt, halte das aber mittlerweile nicht mehr für 'a priori' schlecht.
Posted by: tobiK | Nov 07, 2007 at 23:31