"Wenn es ein Leib-Seele-Problem gibt, welches davon hätten sie lieber?"
Woody Allen
"Wenn es ein Leib-Seele-Problem gibt, welches davon hätten sie lieber?"
Woody Allen
Vorletzten Donnerstag hatten wir offene Bühne, dazu versuchte ich mich an einer Kolumne, weil ich die ja so mag. Diese gebe ich nun hier doch mal zum Besten:
„Der Sommer ist vorbei. Sieben japanische Mädchenrücken im
Gegenlicht.“ sang einst die Band Erdmöbel auf ihrer grandiosen CD Namens ‚Das
Ende der Diät’. Erdmöbel ist übrigens der ostdeutsche Euphemismus für Sarg und
ein Euphemismus ist, wenn etwas gesagt wird, was eigentlich viel schöner klingt
als es dolle ist. Die leckeren Fotos auf Verpackungen von Fertigerichten sind beispielsweise
allesamt Euphemismen, was bedeutet, dass der Anblick des Essens auf der Packung
eine und der Anblick des real-existierenden Essens im Postmikrowellenzustand
eine ganz andere ist. Mein Beinnahe-Lieblingskolumnist Max Gold hat einmal
geschrieben, mit den Verpackungsbildern auf Fertigessen sei es, wie wenn man
mit Claudia Schiffer veabredet sei und Günther Strack kommt.
Aber wer kennt denn heute noch Claudia Schiffer, ganz zu
schweigen von Günther Strack? Vielleicht sollte man daher lieber sagen, mit den
Verpackungsbildern auf Fertiggerichten sei es, wie wenn man mit Scarlett Johansson
verabredet ist und Horst Schlämmer kommt.
Wie dem auch sei, jedenfalls ist die Stelle mit den
Verpackungen auf Fertigessen beinnahe die Lieblingsstelle bei meinem
Beinnahe-Lieblingskolumnisten Max Gold, übertroffen wird sie nur von der Stelle,
in der Max Gold von einem Bekannten spricht, der einst in einer Werbeagentur
arbeitete – einst, weil diesem bereits nach Erfüllung seines ersten Auftrags wieder
gekündigt wurde. Der Bekannte sollte eine Imagekampagne für einen Flughafen
entwerfen, heraus kam ein Werbeplakat auf dem stand: Flugzeuge stürzen ab,
Flughäfen nicht.
So, nun aber genug der Hommagen. Hommagen sind, wenn einem was vom anderen so dolle gefällt, das man dies im Eigenen eigens vorkommen läßt. Quasi wie Huldigungen per Verweise, nur mehr so auf Kunst und so bezogen. Huldigung ist übrigens ein ausgesprochen putziges Wort, man wäre fast geneigt es in eine Glasvitrine zu stellen und auf diese mit Window-Colours in bunten Lettern ‚Enthuldigen Sie bitte diesen schlechten Scherz’ zu schreiben.
Währenddessen ist der Sommer übrigens immer noch vorbei. Stattdessen ist ‚deutscher Herbst’, auch wenn dieses Jahr kein deutsches Sommermärchen stattgefunden hat. Trotzdem war dieser Sommer ein absoluter Traum – Traum im Sinne von Fiktion natürlich. Fiktion ist was wo gar nicht da ist, aber so tut als ob. Quasi eine Hommage an die Realität, die im Falle einer positiven Darstellung vielleicht auch ein wirklichkeitsverssener Euphemismus genannt werden kann. Wer weiß das schon genau, es ist die Sprache ja ein trotziges und verzagtes Ding.
Eigentlich wollte ich aber über den deutschen Herbst sprechen. Da war nämlich auch nicht nur alles schlecht. Zumindest waren die Autobahnen noch gut erhalten und es gab Eva Herman noch nicht. Naja, es gab sie schon, aber man wurde noch nicht mit ihr belästigt.
Nein, ich finde das jetzt nicht zu gemein. Mehr sag ich aber nicht zur ganzen Hermansschlacht und tue das, was immer dann verlangt wird, wenn man nicht weiß, was man noch miteinander kommunizieren soll: Ich erzähle eine Anekdote aus meiner Jugend. Diese verzagte und trotzige Zeit, in der ich noch langes, wallendes blondes Haar, zusammengebunden zu einem gülden leuchtenden Zopfe, trug und mich dem häuslichen Staubsaugen verweigerte, weil dies, so mein damaliges Argument, laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu späterer Impotenz führe. Ebenso versuchte ich mich dem ausserhäuslichen grünen Genozid Namens Rasenmähen zu enthalten, weil dies ja ganz offensichtlich eine vollkommen unnatürliche, entfremdete und äußerst brutale Sache sei. Man sieht schon, meine Mutter hatte es nicht immer leicht mit mir – zumindest ab der Zeit, zu der Erziehung zunehmend auch auf argumentativer Ebene verlaufen muss.
Statt mich also den häuslichen oder ausserhäuslichen Haus- bzw. Ausserhausarbeiten zu widmen, begab ich mich in die Tiefen meines Innenlebens und versuchte mit geschlossenen Augen zu sehen. Es ist die Jugend bekanntlich eine Zeit, in der man die Fremdheit mit sich selbst ja noch für einen bald zu überwindenden Übergangszustand hält und meint mit dem Weg nach Innen das Tor zu einer fabelhaften neuen Welt aufzustoßen, nur um bald zu erkennen, dass diese neue Welt mehr einer düsteren, schleimigen Grotte gleicht, in der kleine, hässliche grüne Monster hausen, die man lieber nicht mit sich in Verbindung gebracht bekommen möchte. Apropo komische Kreaturen, was ich eigentlich anedoktieren wollte, hat mit genau solchen zu tun. Aber von vorne.
Kennen sie das interessante Phänomen, dass, wenn sie ein bestimmtes Buch intensiv lesen und dazu gleichzeitig eine bestimmte, möglichst neue CD immer wieder hören, beide in einer ganz besonderen intensiven Stimmung quasi eins werden? Anders gesagt, dass eine intensive Stimmung erzeugt wird, die nicht bloß nur auf die Musik, noch nur auf das Buch zurückgeführt werden kann und trotzdem beides atmet? Kennen sie? Jedenfalls war dies in meiner Jugend der Fall bei der Kombination von Kuschelrock 5 und der Buchfassung von Jurassic Park. Eine ganz besondere Stimmung sag ich Ihnen, die dazu führt, dass ich noch heute beim Hören von Aha´s ‚Cryin in the rain’ (Track 1 auf CD 2) an einen Wissenschaftler denken muss, der sich in einem nasskalten Dschungel auf der Flucht vor geklonten Dinos befindet und dem ungefähr bei Minute 2:32 von einem zur Gattung der Vogelbeckendinosaurier gehörenden Styracosaurus der Bauch bis unter das rechte Auge aufgeschlitzt wird, was dazu führt, dass dieser spätestens bei Track 2, Phil Collins ‚Another Day in Paradise’ den, wie man so schön sagt, Löffel abgegeben hat. Was man überhaupt so alles sagt. Ich meine, wer bereits den Löffel abgegeben hat, braucht wenigstens kein Selbstvertrauen mehr zu tanken. Auch kann er in keine Schranken mehr verwiesen werden, ebenso wie der besagte Wissenschaftler sich nun garantiert auch nicht mehr zusammenzureißen braucht. Irgendwann ist eben alles Mal zu Ende und auch für diese Kolumne ist die Zeit gekommen. Ein gutes Ende zeichnet sich in einer guten Kolumne natürlich dadurch aus, dass das Anfangsthema noch einmal ebenso passend wie unvermittelt aufgenommen wird. Und so hommagiere ich mal kurz den Titel eines anderen Liedes von Erdmöbel: "Leben ist trivial." Und das ist nicht mal doof gemeint.
Hier wurde lange nichts mehr geschrieben, aber momentan ist einfach auch eine unglaublich volle Zeit. Nicht nur, dass Tage wie heute, in denen ich 11 Stunden im Büro arbeite, keine Seltenheit sind, hinzu kommen diverse andere Geschichten. Letzten Sonntag durfte ich beispielsweise predigen, das Thema war 'Der Gott, der nach Gerechtigkeit dürstet' (Hier geht es zu mp3, Präsentation und Predigtmanuskript mit vielen Links zum Thema). Passend dazu habe ich am Montag Abend in der SMD-Münster einen Vortrag zum Thema 'Was der Glaube der Welt schuldet' gehalten. Am Sonntag habe ich mich auf das Thema Gerechtigkeit konzentriert, sowie den Klartext, den 'die Bibel' dazu spricht (den ich wiederum mit Hilfe einiger Daten und Zahlen mit einigen schreienden Ungerechtigkeiten, die in dieser Welt existieren, kontrastiert habe). Am Montag hingegen wurde es etwas breiter und systematischer und es ging vornehmlich um die soziale und politische Dimension des Evangeliums, den Begriff 'missional' und das Konzept der 'integralen Mission'. Mein Versuch einer Antwort 'Was der Glaube der Welt schuldet' kann in folgendem kurzen Zitat aus der Micah-Declaration zusammengefasst werden:
"If we ignore the world we betray the word of God which sends us out to serve the world. If we ignore the word of God we have nothing to bring to the world. Justice and justification by faith, worship and political action, the spiritual and the material, personal change and structural change belong together. As in the life of Jesus, being, doing and saying are at the heart of our integral task."
Dank Simon habe ich mich an den Blog Action Day erinnert, viele Blogger auf der ganzen Welt schreiben dazu heute etwas über ‚Umwelt’. Als Wannabe-Weltbürger kann ich da dem überbordernden Peer-Pressure natürlich nicht standhalten und gebe meinen Senf in die Suppe:
Ein erster wichtiger Schritt, um ‚etwas für die Umwelt’ zu tun, liegt darin zu bestreiten, dass es so etwas wie die Umwelt gibt. Denn was ist das, ‚Um’ das die Um-welt ist? Gibt es denn etwas, das nicht die Welt ist, also etwas ‚um’ das die Um-Welt sein könnte?
Natürlich sind es die Menschen, die sich von der Welt herausnehmen bzw. in ihr Zentrum stellen, um das die Welt sich folglich gehorsam scharrt.
Doch genau diese Denkfigur, sich ins Zentrum allen Weltgeschehens zu stellen, ist es, die zu so vielfältigen Um-welt-problemen geführt hat. Es ist die unserer modernen, westlichen Kultur und Wissenschaft innewohnende Haltung sich zum Subjekt (zum Zugrundeliegenden von allem) und die Natur zum Objekt, zum Gegenständlichen das beherrscht und kontrolliert werden soll, zu machen. Damit aber wird die Natur verdinglicht und erst jetzt kann sie Mittel zum Zweck (des Wohlergehens der Menschen) werden.
Wahrscheinlich ist schon der Begriff der Natur problematisch, der ja eine für sich stehende Wesenheit meint, die damit leicht vergegenständlicht werden kann. Im Verständnis der Natur als Schöpfung hingegen ist die Schöpfung nicht ohne den Bezug zum Schöpfer zu denken, ihr wohnt damit ein Relation zu einem Du inne, ja sie ist Ausdruck dieses ewigen Du und seiner Liebe zu dem von ihm Geschaffenen.
Die Idee einer Umwelt zu verwerfen, sich der Natur als Schöpfung und damit als etwas, das nie nur Gegenstand ist, sondern lebendiger, künstlerischer, kreativer, liebender Ausdruck eines lebendigen Wesens, des Subjekts, das ist für mich der Beginn dessen, was man gemeinhin ‚Umweltschutz’ nennt.
Passend dazu will ich hier noch Gottes überwältigende Antwort auf Hiob wiedergeben, die sowohl als eine Antwort auf die Hybris des modernen Menschen, der sich zum Zentrum der Welt erhebt, gelesen werden kann, als auch einen Hauch von Ahnung entstehen läßt, wie sehr ER seine Schöpfung kennt und als solche liebt:
„Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist!
Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Richtschnur gezogen hat?
Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?
Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach
wie aus dem Mutterschoß, als ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel
einwickelte wie in Windeln, als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm
und setzte ihm Riegel und Tore und sprach: «Bis hierher sollst du kommen und
nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!»?
Hast du zu deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte
ihren Ort gezeigt, damit sie die Ecken der Erde faßte und die Gottlosen
herausgeschüttelt würden? Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel und färbt
sich bunt wie ein Kleid. Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen und der
erhobene Arm zerbrochen werden.
Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt?
Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du
gesehen die Tore der Finsternis?
Hast du erkannt, wie breit die Erde ist?
Sage an, weißt du das alles?
Welches ist der Weg dahin, wo das Licht wohnt, und welches ist die Stätte der Finsternis, daß du sie zu ihrem Gebiet bringen könntest und kennen die Pfade zu ihrem Hause? Du weißt es ja, denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deine Tage sind sehr viel!
Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt?
Bist du gewesen, wo der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt, die ich verwahrt habe für die Zeit der Trübsal und für den Tag des Streites und Krieges?
Welches ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt und der Ostwind hinfährt über die Erde?
Wer hat dem Platzregen seine Bahn gebrochen und den Weg dem
Blitz und Donner, daß es regnet aufs Land, wo niemand ist, in der Wüste, wo
kein Mensch ist, damit Einöde und Wildnis gesättigt werden und das Gras wächst?
Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taus gezeugt? Aus wessen
Schoß geht das Eis hervor, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt, daß
Wasser sich zusammenzieht wie Stein und der Wasserspiegel gefriert?
Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder
den Gürtel des Orion auflösen? Kannst du die Sterne des Tierkreises aufgehen
lassen zur rechten Zeit oder die Bärin samt ihren Jungen heraufführen? Weißt du
des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? Kannst
du deine Stimme zu der Wolke erheben, damit dich die Menge des Wassers
überströme? Kannst du die Blitze aussenden, daß sie hinfahren und sprechen zu
dir: «Hier sind wir»?
Wer gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken? Wer ist so weise, daß er die Wolken zählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel ausschütten, wenn der Erdboden hart wird, als sei er gegossen, und die Schollen fest aneinander kleben?
Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen, wenn sie sich legen in ihren Höhlen und lauern in ihrem Versteck? Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben?
Weißt du die Zeit, wann die Gemsen gebären, oder hast du aufgemerkt, wann die Hirschkühe kreißen? Zählst du die Monde, die sie erfüllen müssen, oder weißt du die Zeit, wann sie gebären? Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jungen und werden los ihre Wehen. Ihre Jungen werden stark und groß im Freien und gehen davon und kommen nicht wieder zu ihnen.
Wer hat dem Wildesel die Freiheit gegeben, wer hat die Bande
des Flüchtigen gelöst, dem ich die Steppe zum Hause gegeben habe und die
Salzwüste zur Wohnung? Er verlacht das Lärmen der Stadt, die Schreie des
Treibers hört er nicht; er durchstreift die Berge, wo seine Weide ist, und
sucht, wo es grün ist. Meinst du, der Wildstier wird dir dienen wollen und wird
bleiben an deiner Krippe? Kannst du ihm das Seil anknüpfen, um Furchen zu
machen, oder wird er hinter dir in den Tälern den Pflug ziehen? Kannst du dich
auf ihn verlassen, weil er so stark ist, und überläßt du ihm, was du erarbeitet
hast? Kannst du ihm trauen, daß er dein Korn einbringt und in deine Scheune
sammelt?
Der Fittich der Straußin hebt sich fröhlich; aber ist's ein
Gefieder, das sorgsam birgt? Läßt sie doch ihre Eier auf der Erde liegen zum
Ausbrüten auf dem Boden und vergißt, daß ein Fuß sie zertreten und ein wildes
Tier sie zerbrechen kann! Sie ist so hart gegen ihre Jungen, als wären es nicht
ihre; es kümmert sie nicht, daß ihre Mühe umsonst war. Denn Gott hat ihr die
Weisheit versagt und hat ihr keinen Verstand zugeteilt. Doch wenn sie
aufgescheucht wird, verlacht sie Roß und Reiter.
Kannst du dem Roß Kräfte geben oder seinen Hals zieren mit
einer Mähne? Kannst du es springen lassen wie die Heuschrecken? Schrecklich ist
sein prächtiges Schnauben. Es stampft auf den Boden und freut sich, mit Kraft
zieht es aus, den Geharnischten entgegen. Es spottet der Furcht und erschrickt
nicht und flieht nicht vor dem Schwert. Auf ihm klirrt der Köcher und glänzen
Spieß und Lanze. Mit Donnern und Tosen fliegt es über die Erde dahin und läßt
sich nicht halten beim Schall der Trompete. Sooft die Trompete erklingt,
wiehert es «Hui!» und wittert den Kampf von ferne, das Rufen der Fürsten und
Kriegsgeschrei.
Fliegt der Falke empor dank deiner Einsicht und breitet seine Flügel aus, dem Süden zu? Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch und baut sein Nest in der Höhe? Auf Felsen wohnt er und nächtigt auf Zacken der Felsen und steilen Klippen. Von dort schaut er aus nach Beute, und seine Augen sehen sie von ferne. Seine Jungen gieren nach Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.“
Hiob 38,4 - 39,30
Über
Simon, Haso und Dosi kommt ein Stöckchen geflogen und bevor ich es vergesse
antworte ich mal schnell.
1. Mein Verein ist und bleibt …
Oh, oh, gleich die erste Frage bringt mich in Schwierigkeiten – ich muss
gestehen, dass ich im Fußball nicht ganz treu gewesen bin. Meine erste Liebe
war – natürlich völlig unabhängig von irgendwelchen geographischen Zufällen –
die Eintracht. Ich war leidenschaftlicher Fan, bin häufig ins Stadion und schaute
Bein, Okocha und Yeboah beim zaubern zu. Irgendwann verlor ich jedoch völlig
das Interesse an Fußball und bekam jahrelang kaum mit wer Meister wurde. Erst
seit ich hier in Bremen bin und diese so tollen Fußball spielen, interessiere
ich mich wieder für die Bundesliga und Werder hat sich nun ganz fest in mein Herz
geschossen…
2. Ein (ehemaliger) Bundesligaspieler, den ich als Persönlichkeit
achte, ist …
…ach dazu müsst ich sie ja
persönlich kennen. Die Symphatischen sind mir natürlich sympathisch und manch
einer scheint ganz integer zu sein, aber da kann ich grad keinen herausheben.
3. Mein Lieblingsspruch eines
Spielers lautet:
Schön fand ich neulich, wie Marco Bode in einem Interview von seiner
Begegnung mit Nelson Mandela erzählte: „Ja, war schon toll, ihm die Hand zu
schütteln, aber als er dann sagte, ‚You look just like Steffi Graf’, war ich
dann doch etwas schockiert.“
4. Lieblingsspruch eines Trainers:
“Sex vor einem Spiel? Das können meine Jungs halten, wie sie wollen. Nur in
der Halbzeit, da geht nichts.“ Berti Vogts
5. Falls die Bayern diese Saison nicht Meister werden, dann wird es
…
Bremen.
6. Als Traditionsclub würde ich gerne wieder in der ersten Liga
sehen …
Preußen Münster
7. Die Bundesliga verfolge ich am liebsten via …
Premiere (bei Freunden).
8. Ein denkwürdiges Bundesligaspiel, das ich besonders in Erinnerung
habe, ist …
Spontan fällt mir da das 3:1 der Eintracht gegen den KSC im Jahre 1993, als
Jay Jay Okocha mehrere Spieler und schließlich Olli Kahn stehen ließ und das
Tor des Jahres machte…Ach ja und dann gab es da neulich so ein 8:1…
9. Eine Regel, die ich am liebsten sofort abschaffen würde, wäre …
Den Bürokratieabbau überlass ich mal liebe Stoiber…
10. Sportschau oder Sportstudio?
Früher, als ich noch stolzer Besitzer eines Dieter Kürten Autogramms war,
welches ich diesem in jüngsten Jahren auf der Buchmesse abgeluchst hatte („ich
hätte gerne ein Anagramm“), war das Sportstudio der würdige Abschluss eines
tollen Samstages. Heute schaue ich eher mal Sportschau…
Ach und weiter gebe ich das Stöckchen mal an die, die wollen, weil mir
gerade keiner einfällt aus der mir bekannten Blogosphäre, von dem ich noch
weiß, dass dieser Fußballfan ist.
Vor kurzem habe ich das Buch „Ich sah den Satan vom Himmel
fallen wie einen Blitz. Eine kritische Apologie des Christentums“ des
Kulturanthropologen René Girard gelesen. Was soll ich sagen: Es ist schon wieder
ein Buch, das ich nicht nur empfehlen,
auch nicht nur anempfehlen, sondern
fast schon zu Lesen befehlen möchte.
Jedenfalls leistet Girard eine durch und durch ungewöhnliche Perspektive auf das
Evangelium, die mir geholfen hat, eine neue Dimension an diesem wohl
unausdeutbaren Geschehen zu sehen, bzw. einige Aspekte an diesem zu erhellen,
die mir vordem eigentlich völlig unverständlich und ein Ärgerniss im negativen
Sinne waren.
Girard gehört wohl zu den zwanzig bekanntesten französischen Theoretikern des 20. Jahrhunderts, was angesichts der Tatsache, dass es von diesen ja nicht wenige gibt, einiges bedeutet; so wird er zumindest auch im deutschen Feuilleton breit rezipiert (auch hier und hier). Umso verwunderlicher ist dies, weil im Zentrum von Girards Denken etwas steht, was in der heutigen Anthroplogie sowas wie eine, wenn nicht die Todsünde darstellt: die Annahme einer universalen anthropologischen Konstante (d.h. er behauptet eine Eigenschaft, die Menschen aller Kulturen und aller Zeiten gemeinsam ist).
Diese ist das mimetische Begehren, was meint, dass Menschen nicht nur grundlegend von ihren Begehren angetrieben werden, sondern, dass ihr Begehren, stets auf das gerichtet ist, was von den Nächsten begehrt wird. Dies aber schafft unvermeidlich Rivalitäten, die aber nicht nur dazu führen, dass Menschen das Gleiche begehren, sondern dieses ‚gleiche Begehren’ steigert das Begehren nochmals, so dass sich die Rivalitäten gegenseitig verstärken und zur Quelle zwischenmenschlicher Gewalt werden. Würde dem Begehren kein Einhalt geboten, würde das mimetische Begehren unvermeidlich in den berühmten Kampf aller gegen alle münden.
Der in archaischen Gesellschaften gewöhnliche Mechanismus der Dynamik dieser Rivalitätsspirale Einhalt zu gebieten, ist der Sündenbockmechanismus. Dieser ermöglicht, dass sich die gegenseitige Rivalität auflöst, indem sich zumindest zeitweilig alle gegenseitige Rivalität und Gewalt gegen eine Person richtet und so Einigkeit hergestellt wird. Dem Sündenbock wird alle Schuld zugesprochen und vom, von gewaltätiger Ansteckung befallenen, tobenden Mob gewaltsam hingerichtet.
Dieser Mechanismus, bei dem das Alle-gegen-Alle in ein Alle-gegen-Einen verwandelt wird und bei dem das soziale Chaos in soziale Ordnung überführt wird, wirkt derart läuternd, kathartisch und wahrscheinlich auch euphorisierend, dass es wohl häufig zur Vergöttlichung des Opfer kommt – was nur heißt, dass diesem eine göttliche Macht zugesprochen wird (die des Frieden und Ordnung stiftens), nicht jedoch, dass diese als Gut gilt. Da nach einer Weile jedoch unvermeidlich die mimetischen Begehren und damit die Rivalitäten erneut beginnen und sich steigern, kommt es üblicherweise zu rituellen Imitationen des Sündenbockgeschehens, indem man der Gottheit Opfer bringt (Mensch- oder Tieropfer).
Was hat dies nun aber mit dem christlichen Glauben zu tun? Als in den vergangenen Jahrhunderten zunehmend Reisende und Ethnologen von archaischen Kulten berichteten, zog sich durch diese wie ein roter Faden Berichte von Todes- und Auferstehungsmythen, die mit der kollektiven Tötung eines Opfers beginnen und in die triumphalen Wiederkehr des auferstandenen und divinisierten Opfers münden. Hier erkannte man dann eine Ähnlichkeit zu Tod und Auferstehung Jesu Christi, die sodann zu einem ebensolchen Mythos erklärt wurde.
Anstatt diese Ähnlichkeit zu verleugnen, will Girad jedoch zeigen, dass sie noch spektakulärer als angenommen ist, denn erst sie macht die grundlegende Differenz zwischen Mythen und Christentum deutlich. Während in den Mythen die Wahrheit systematisch in ihr Gegenteil verkehrt wird (sie erklären die Opfer für schuldig und die Verfolger für unschuldig), ist das Opfer Jesus unschuldig. Genau dies ist der Unterschied zwischen Sündenbock und Lamm Gottes. „Den mythischen Gottheiten stellt sich ein Gott entgegen, der nicht aus dem Mißverständnis über das Opfer hervorgeht, sondern willentlich die Rolle des einzigen und alleinigen Opfers annimmt und erstmals die umfassende Offenlegung eines Opfermechanismus ermöglicht.“ Während in den archaischen Mythen die Menschen also über sich selbst getäuscht werden, klärt das Christentum die Menschen über sich selbst auf, statt ein Mythos zu sein wirkt es entmythisierend. Dies macht für Girard die anthropologische Einzigartigkeit des Christentums aus.
Gegen Ende des Buches argumentiert Girard sogar dahingehend, dass unsere heutige Fähigkeit Unterdrückungs- und Verfolgungssituationen erkennen und anklagen zu können ein direktes Erbe der jüdisch-christlichen Offenbarung ist, die die von diesem Erbe geprägten Gesellschaften von allen anderen unterscheidet. Dem widerspricht natürlich vollkommen die gängige Deutung und Selbstwahrnehmung der westlichen Gesellschaften: „Nie habe sich eine Gesellschaft, hört man häufig, den Armen gegenüber so gleichgültig gezeigt wie die unsrige. Aber wie kann das sein, gab es doch die Idee der sozialen Gerechtigkeit, so unvollkommen sie auch umgesetzt sein mag, nirgendwo sonst. Sie ist eine Erfindung jüngeren Datums.“
Auch wenn „die moderne Sorge um das Opfer“ bisweilen bizarre Züge annimmt und „zur lächerlichen Karikatur“ verkommt, ist sie „nicht in erster Linie eine heuchlerische Komödie“. Und: „Unsere Welt hat das Mitleid nicht erfunden, aber sie hat es universalisiert.“
Soweit nur eine ganz kurze Zusammenfassung des grundsätzlichen Gedankengangs. Nicht erwähnen konnte ich Girards zahlreiche Bezüge zu biblischen Thematiken, z.B. der Aufweis des mimetischen Begehrens anhand des 7. bis 10. Gebots, die Logik der Nachfolge Christi angesichts des mimetischen Begehrens, der Passionsbericht im Licht des Sündenbocksmechanismus, Girards Deutung des Todes Johannes des Täufers sowie des Gottesknechts, Satans, Hiobs und des Heiligen Geistes, die Rolle des Gründungsmordes, der Vergleich von Ödipusmythos und Josephsgeschichte usw…Dazu müsst ihr eben das Buch selbst lesen. Ich hoffe, ich konnte ein wenig Interesse wecken (siehe auch die Serie bei Experimental Theology)...
Gerade zufällig an Fawlty Towers erinnert worden, diese herrliche BBC-Serie, in der John Cleese einen völlig cholerischen wie dilettantischen Hotelbesitzer spielt (leider damals nach zwei Staffeln eingestellt worden). Meine Liebste hat sich einst beide Staffeln auf DVD gekauft und wir hatten immer einen, wie man so schön sagt, Heidenspass beim anschauen - ich habe mich teils nicht mehr, wie man nicht so schön sagt, einkriegen können. Hier eine wundervolle Szene, bei der ein paar Deutsche ins Hotel kommen:
In letzter Zeit haben einige Menschen, deren Stimme für mich Gewicht hat, erzählt, wie sehr sie Shane Claibornes Buch 'Ich muss verrückt sein, so zu leben' beeindruckt hat. Ich habe es trotzdem noch nicht gelesen bzw. bestellt, vielleicht auch, weil mich der deutsche Titel mal wieder total abtörnt. Durch Zufall bin ich aber auf ein längeres Radiointerview mit Shane Claiborne gestoßen, das ich nur wärmstens weiterempfehlen kann und äußerst herausfordernd ist. Ich glaube, ich muss mir das Buch doch mal zulegen...
Überhaupt hat das Archive bzw. der Podcast von 'Speaking of Faith' vom American Public Radio viele interessante Themen zu bieten. Habe mir auch schon ein Interview mit dem Soziologen Peter L. Berger über Globalisierung und die 'Wiederkehr' der Religion angehört. War ebenfalls sehr spannend!
Ich habe die Ehre neben 'Vom Leben eben.' noch in einem weiteren Buch und spannenden Projekt beteiligt worden zu sein: 'Zeitgeist. Kultur und Evangelium in der Postmoderne' (Hg.: Toby Faix und Thomas Weißenborn). Meinereiner hat ein Kapitelchen mit dem Titel: 'Kurze Geschichte der Postmoderne' geschrieben (dürfte dem treuen Leser dieses Blogs nicht ganz unbekannt sein). Für die Kürze des Artikels bin ich halbwegs zufrieden, auch wenn ich aufgrund der Komplexität der Problematik zu jedem Satz gerne eine erläuternde und differenzierende Fußnote geschrieben hätte.
Parallel zu dem Buch wurde ein äußerst feiner Blog eingerichtet, auf dem es einige Vorabinfos gibt (das Buch erscheint Ende September) und auf dem in Zukunft die Inhalte des Buches diskutiert werden sollen. Seht selbst...
Wer auch an akademischen Sachen interessiert ist: Diese Woche ist auch das Buch 'Die Verachtung der Pädagogik' (Hg.: Mein Chef) erschienen, in dem ich zusammen mit meiner Kollegin einen Artikel geschrieben habe, dessen Titel lautet: "Von 'Kuschelpädagogen und Leistungsapologeten. Zum Zusammenhang von Anerkennung und Lernen". Dort haben wir das dann mit den Fußnoten gemacht.
P.S.: Kaufen, kaufen, kaufen!!!
..., steht in der taz.
"Hierzulande muss man müssen, um zu dürfen." Diesen Satz habe ich gerade im Radio gehört und da ich unbedingt hier mal wieder was schreiben muss, darf ich dies jetzt auch tun. Ansonsten freu ich mich über das Wochenende, an dem ich mich dringend erholen muss, ergo darf. Noch ansonstener habe ich gerade einen dieser merkwürdigen Buchstabengeistesblitzsalatkrumengeschmäcker, bei denen ein wohl bekanntes Wort auf einmal wie eine extraterrestische, d.h. extrem merkwürdig zusammengestellte, Buchstabenfolge erscheint. Es ging um das Wörtchen darf und ich weiß grad gar nicht, ob ich sagen darf, dass es mir schon wieder vollkommen normal erscheint. Immer noch ansonsten sehne ich mich nach innerer Sicherheit angesichts der immer durchlässiger werdenden Grenzen von Arbeit und Freizeit, aber das ist vielleicht normal, wenn man eine Doktorarbeit schreibt, sich aber sonst aus der Welt nicht verabschieden will. Das tue ich übrigens (also wenn ich ansonsten nichts anderes tun muss, äh darf) momentan im wörtlichen Sinne (äh, nein, nicht mich aus der Welt verabschieden).
Viele denken ja, dass die wesentliche Arbeit einer Doktorarbeit darin liegt, die paar hundert Seiten zu schreiben, aber das ist ja leider Quatsch (wieder so ein komisches Wort: Quatsch): wenn eine Doktorarbeit die Brüder wären, dann wäre das Schreiben einer der geringsten - oder so. Unterstelle der geschätzte Leser, weiß was ich meine. Jedenfalls lief das Schreiben richtig gut und das ist ja auch mal toll und man weiß dann auch mal, was man hat, also was man produziert hat, nur dass das Kapitel jetzt viermal so lang, als ursprünglich geplant ist, bereitet mir etwas Kopfzerbrechen.
So, bevor ich das Leben des Lesers, also Dir, nur weil ich mal wieder etwas schreiben muss (blablabla ergo darf blablabla), weiter mit Belanglosigkeiten aus meinem privaten Leben belästige, greife ich lieber das Stichwort Quatsch auf. Im vor einiger Zeit erfolgten Kurzurlaub mit Freunden in einem Dorf irgendwo in Brandenburg haben wir auch eine Doku über den slowenischen Philosophen Slavoj Zizek gesehen, den ich bis dato mehr vom Hörensagen kannte. In vielen Ländern, besonders den USA, scheint dieser sowas wie ein intellektueller Popstar zu sein, was nicht weiter verwundert, denn ihn unterhaltsam zu nennen ist eine Untertreibung, wie sagt man in Amerika: 'outstanding hilarious'! Über seine Theorien kann ich kein Urteil fällen, ich will keineswegs sagen, diese seien Quatsch, aber trotzdem produziert er Quatsch auf höchstem Niveau, im allerbesten und vielleicht allerwahrsten, Sinne. Hier zwei kurze Kostproben. Zuerst die Anfangssequenz aus der Doku (die absolut zu empfehlen ist), sodann eine kurze Erklärung über Ideologie und Toiletten. Viel Spaß und ein gutes Wochenende!
P.S. Ach ja, das passt ja übrigens hervorragend: Ich erinnere mich gerade, dass Zizek in der Doku auch darüber sprach, dass wir heute einem allgemeinen Diktat unterliegen Spaß und Freude haben zu MÜSSEN und das daraus allerlei Konsequenzen erfolgen, z.b. ja, dass man, wenn man Spaß haben muss, dies auch darf. Womit die Katze, bzw. der Typ aus dem Radio, Zizek in den Schwanz beisst, was ich jetzt mal so stehen lasse, obwohl mir gerade bewußt wird, dass man das auch leicht falsch verstehen könnte. Aber mein Leser ist ja überaus mündig.
...mehr dazu in einem Exklusivinterview. ;-)
Während die meisten meiner Zeitgenossen wohl das fürchten, was ich in erster Linie für eine Tautologie halte (den Klimawandel), fürchte ich mich mehr vor einer Weltwirtschaftskrise, die zumindest kurz- bis mittelfristig verherrende Folgen für das ganzheitliche Wohl der meisten Weltbürger hätte. Und momentan kriselt es ja wieder und man hat nicht wirklich Ahnung was da vor sich geht, noch viel weniger als beim Klima.
Es ist schon ironisch, da versucht ein Teil der Menschheit die Götter loszuwerden (f.k.a. 'Aufklärung) und die Natur zu beherrschen und schwups schaffst sie ungewollt neue Götter, denen nun alle Menschen huldigen und ihre Opfer bringen müssen. Gerade scheint der mächtigste dieser Götter (Weltwirtschaftsmammonsdingsda) mal wieder mächtig zornig zu sein, so grundlos, wie nur Götter es sein können.
Ach ja, die Weltwirtschaft. Wenn mich meine bescheidenen Kenntnisse nicht völlig trügen ist die ja eine gigantische Spielhölle, die niemand gehört und niemand vollständig kontrolliert und auf der immer weniger Menschen immer größere Geldbeträge einsetzen. Verzocken kann da äußerst folgenreich sein. Und wie immer: Bis einer heult!
Im letzten Jahr haben wir uns mit ein paar Leuten zweimal in Kassel getroffen und daran gearbeitet die 'Infrastruktur' für ein Netzwerk vorzubereiten, dass im deutschsprachigen Bereich die sogenannte 'emerging conversation' vorantreibt. Ein wichtiger Zwischenschritt zu dem Start des Netzwerkes ist heute gemacht: Unser Blog ist online und die ganze Sache damit offiziell und öffentlich! Alles weitere gibt es dort, hier nur noch soviel: Die bisherige Zusammenarbeit war ein großer Segen und ich bin gespannt darauf, was sich alles entwickeln wird! Vielleicht bist Du ja dabei!
Heute ist mir mal wieder die komische Tatsache aufgefallen, dass wir Christen es gar nicht komisch finden, sondern viel mehr gewöhnt sind, beim Beten die Äuglein zu schließen. Warum tun wir das? Seit wann tun wir das? Gibt es Bibelstellen, die uns dazu auffordern? Soweit ich weiß, nein.
Chesterton hat mal gesagt, dass der Unterschied zwischen buddhistischen und christlichen Heiligenfiguren der ist, dass die buddhistischen die Augen geschlossen haben, während die christlichen die Augen weit aufreissen. Auch wenn ich kein Verehrer von Heiligen(figuren) bin, mir scheint in dieser Beobachtung eine wesentliche Wahrheit zu liegen.
Wir leben in einer Kultur, deren wesentlicher Kult der Innerlichkeitskult zu sein scheint. Wir glauben, dass in uns irgendwie Wahrheit zu finden ist, dass wir Gott vor allem in unserem Inneren finden können. Also schließen wir die Augen und versuchen mit unserem inneren Auge zu blicken.
Nicht das ich diese Praxis für verwerflich halte, doch aber für recht einseitig. Nicht nur, weil wir damit blind unserer Kultur folgen, die seit ein paar Jahrhunderten das Innere für eine Quelle des Guten hält, während das Äußere (z.B. die ‚böse Gesellschaft’) moralisch verdächtig oder doch zumindest oberflächlich erscheint (wir sind da lieber ‚tiefsinnig’), während so manche Bibelstelle eine ganz andere Wertigkeit andeutet („Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht.“ Mk. 7, 15); auch nicht nur, weil sich darin ein Selbstmissverständnis auszudrücken scheint: die Verkennung unserer Selbstfremdheit, sowie ein Unverständnis dessen, dass wir niemals einfach sind, sondern unvermeidlich ex-istieren, d.h. immer schon in einem Verhältnis zu uns stehen und damit uns selbst sowohl innerlich wie äußerlich sind, anders ausgedrückt: in uns, wie außerhalb von uns wohnen; sondern vor allem, weil mir damit eine Geringschätzung der und des Anderen einherzugehen scheint, dem ich mich damit zu einem gewissen Grad unvermeidlich verschließe.
Wenn Jesus jedoch mitten unter uns ist, wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, wenn sein Reich mitten unter uns ist, wenn wir, was wir für unsere geringsten Brüder getan haben, Jesus getan haben, wenn Jesus also nicht nur in uns, sondern vor allem auch außerhalb von uns, im Anderen, im Zwischen von mir und anderen zu finden ist: Warum schließen wir dann die Augen um zu ihm Kontakt aufzunehmen?
Ich jedenfalls möchte lernen IHN immer mehr im Anderen, bzw. im Zwischen zu begegnen und mich beschleicht das Gefühl, dass ich dazu lernen muss, immer mehr mit offenen Augen zu beten.
Und da fällt mir ein Buberzitat ein, das ich schon mal gepostet habe:
„Denn nicht von allem absehen heißt in die reine Beziehung
treten, sondern alles im Du sehen; nicht der Welt entsagen, sondern sie in
ihren Grund stellen. Von der Welt wegblicken, das hilft auch nicht zu ihm; aber
wer die Welt in ihm schaut, steht in seiner Gegenwart. »Hier Welt, dort Gott« -
das ist Es-Rede; und »Gott in der Welt« - das ist andre Es-Rede; aber nichts
ausschalten, nichts dahinterlassen, alles – all die Welt mit im Du begreifen,
der Welt ihr Recht und ihre Wahrheit geben, nichts neben Gott, aber auch alles
in ihm fassen, das ist vollkommne Beziehung.“ Martin Buber
Gedanken dazu? Antworten auf meine zu Beginn gestellte Fragen?
Auch wenn ich hiermit wohl Öl ins Feuer der leider vollkommen irrigen Gerüchte, ich sei nicht ganz ausgelastet (siehe Kommentare, siehe Haso), gießen werden, kann ich mich doch nicht zurückhalten Euch – dank dem Geheimtipp meiner Liebsten – noch schnell ein weiteres Kleinod aus der Reihe ‚unbelievable’ zu zeigen: One2Believe.
Diese haben
“a great desire to support parents in their battle for their children's hearts
and minds” und sind daher “designers of Bible-based toys for young children,
called Tales of Glory”. Hier ein Auszug aus ihrem unglaublichen
Programm. Da wäre z.B. ‚Samson
Spirit Warrior’ inkl. dem “Samson, The Strongest Man to Ever Live”
mini-storybook. Yeaaahhhh…
Wer sich biblisch korrekt allerdings einen handzahmeren Jungen heransozialisieren will, dem sei das auch äußerst geschmackvolle ‘Daniel and the Lions´ Den Tales of Glory Figurine Set’ empfohlen.
Für junge
Tierliebhaber gibt´s das ‚Jonah and the [quite not so] Big Fish Tales of Glory
Figurine Set’. [Ja man kann sich die Geschichte bildlich vorstellen]
Aber
[Achtung jetzt kommt der Hammer] auch an die kleinen frommen Mädchen ist mit
einem speziellen Puppenset gedacht: “P31 are a new exclusive collection of
high-quality dolls, based on the biblical teaching of Proverbs 31. P31 dolls
were specifically designed to provide a Bible-based, Christian alternative to
other secular toys on the market, and to encourage young girls to pursue
biblical womanhood.” Damit letzteres auch sichergestellt wird, kommen
diese inklusive „two cookie-cutters [and] a cookie recipe“. UNBELIEVABLE!
Ach ja und für die ganz kleinen gibt es noch den ‚Jesus Loves Me Bear’, frei nach Sprüche 1,7: Das Kuscheln des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis’.“
Schade ist nur, dass es nicht auch ein ‚Adam und Eva vor dem
Sündenfall Tales of Glory Figurine Set’ gibt oder auch ein knuddeliges Armageddon
Set inklusive den Schalen des Zorns und dem Thron des Tieres. Herr Hilf [support the childrens battle for
their parent´s hearts, minds and brains!]!
...dann - tut mir leid - tut es mir nicht wirklich leid, denn neulich war ich im Zoo und mein Lieblingstier war ein Graumull. Der sieht ungefähr so aus:
Also wie eine Spitzmaus mit Hasenscharte und Doppelkieferkinn. Und jetzt rate mal wieviel Humor haben muss, wer sich sowas ausgedacht hat ?! Und überhaupt glaube ich nicht an religiöse Gefühle, höchstens an Menschen, die nicht über sich selbst lachen können. Genug der Vorrede. Hier der Eintrag:
Mit Google Trends kann man furchtbar lustige und politisch unkorrekte Spielchen machen, z.B. Jesus (blau), Mohammed (gelb) und Buddha (rot) gegeneinander antreten lassen. Nach wem suchen die Menschen (bei Google) am meisten?
Na bitte, wer ist der Größte, Schönste und Gefragteste? Jeeesuus! Jeeeesuuus! Gilt das auch für Deutschland?
Na, wer sagst denn. Und in der Städtestatistik für Jesus liegt die hässlichste deutsche Stadt vorne: Siegen. Wer hätte das gedacht: Am-Boden-Buddha könnte von Siegen siegen lernen. (Über den anderen sag ich mal lieber nichts - das Google das überhaupt erlaubt). Platz 2 wird eingenommen vom "evangelikalen Epizentrum Deutschlands" (Zitat Björn?), der nicht nur folgelogisch zweithässlichsten Stadt Giessen. Danach folgt die schwäbische Trias Heilbronn, Stuttgart und Ulm. Und Karlsruhe (Grüße nach Karlsruhe!) erlangt mit Platz 8 immerhin einen Achtungserfolg.
Ok, vielleicht war das mit Jesus, Buddha und Mohammed kein fairer Vergleich. Also habe ich mal Jesus (blau) gegen Paris Hilton (rot) und den Dalai Lama (gelb) antreten lassen. (Die eigentliche Frage: Wieso ist Jesus eigentlich immer blau und nicht Paris?). Und siehe da:
Paris Hilton hängt Jesus ab, der Dalei Lama ist völlig abgeschlagen. Da kann man Mitleid haben und wirklich hoffen, dass der nächste Dalei Lama eine attraktive Frau wird. Und weltweit?
Jesus und Paris liefern sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Wir werden sehen wer den längeren Atem hat...;-) So genug des Schabernacks...
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