Samstag ein gutes Seminar ('Emerging Church - Glaube und Christsein in der Postmoderne') gehabt. Werde hier in naher Zukunft einige Auszüge bloggen. Hier Teil 1:
Die Ausgangsthese: Es gibt zahlreiche Anzeichen und Indizien für einen tiefgreifenden kulturellen und sozialen Wandel. Natürlich – das ist eine soziologische Binsenweisheit – wandelt sich Gesellschaft immer, trotzdem kann man im geschichtlichen Rückblick Zeiten ausmachen in denen ein Wandel stattgefunden hat, der so tief und grundlegend war, dass man von ‚Zeitenwenden’ spricht und verschiedene Epochen kennzeichnet. Schaut man in einem kurzen Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung in Europa der letzten 2000 Jahre, so kann man – ganz grob und stark vereinfacht als Epochen die Antike, das Mittelalter und die Moderne ausmachen.
Wir unterteilen diese Epochen auf Grund wesentlicher, charakterisierender Unterschiede. Verschiedene dominierende Merkmale und zu Grunde liegende Denkstrukturen geben den jeweiligen Epochen einen „Ethos“. Es ändert sich also nicht nur die Gesellschaft, sondern mit ihnen auch die Menschen und ihr grundlegendes Weltbild. Der ‚Ethos’ einer Epoche liegt also in der Art und Weise des Zugangs zur Welt, ihrer Wirklichkeitsauffassung. Bildlich betrachtet könnte man den Ethos als eine Brille betrachten, durch die die Welt betrachtet wird.
Wie ich bereits sagte, gibt es heute zahlreiche Anzeichen und Indizien dafür, dass wir in einer Übergangszeit leben, in der solch ein grundlegender Wandel stattfindet. Die Brille, mit der wir die Welt betrachten, ändert also sehr langsam die Farbe. Wie gesagt, sehr langsam. Der Übergang vom Mittelalter zur Moderne hat mind. 150-200 Jahre gedauert.
Man könnte auch sagen,
wir befinden uns in einem umfassenden Sturm, der in Zeitlupe alles bestehende
verändert. Daraus resultiert: Wenn wir nicht
wollen, dass das wir von diesem Sturm in Zeitlupe langsam aber sicher in die
absolute Bedeutungslosigkeit mitgerissen werden, müssen wir Gemeinde und Kirche ganz neu überdenken und entwerfen. Es
geht hier nicht um kosmetische Veränderungen an den Formen unseres
Gottesdienstes oder DAS neue Konzept, wie ein neues ‚Willow Creek’, sondern um
viel mehr…
Das hört sich natürlich krass an und erzeugt vielleicht auch Angst und Unsicherheit. Es ist dabei völlig OK Angst zu haben. Wandel bringt immer Unsicherheit mit sich.
Trotzdem: Veränderungen gegenüber kann man zwei Haltungen annehmen: Entweder sieht man sie hauptsächlich als Gefahr oder als Chance. Die Herausforderung der 'Postmoderne' sind von deutschen Christen lange Zeit nur als Gefahr angesehen worden. Vielleicht auch deswegen, weil Postmoderne von vielen mit Relativismus, "es gibt keine Wahrheit" und Spaßgesellschaft gleichgesetzt wurde. Das dies aber ein sehr verkürztes und schiefes Verständnis von dem was man Postmoderne nennt ist, werden ich in den kommenden Posts hoffentlich zeigen können.
Vielen Dank, gute Beschreibung bisher.
Ich hoffe auf viele weitere Teile...
Posted by: Hufi | May 22, 2006 at 18:50
Danke für Ermutigung. Weitere Teile kommen...
Posted by: TobiK | May 23, 2006 at 23:39