Zu Teil 0
Zu Teil 1
Zu Teil 2
Zu Teil 3
Teil 4: ‚The End of the world as we know it’
oder die Postmoderne wächst auf in Trümmern:
Im letzten Jahrhundert, besonders
im zweiten Teil davon, kommt die Moderne langsam ins altern. Man spricht von
der Spätmoderne und etwas anderes,
noch nicht ganz greifbares, beginnt – langsam aber immer stärker – aufzutauchen.
Dieses Neue, noch nicht wirklich identifizierbare nennt man daher erstmal die
Postmoderne, also das, was nach
(Post-) der Moderne kommt. Die Moderne wurde jedoch nicht von selbst alt,
sondern weil sie einige schwere Schocks und Krankheiten erfahren musste. Diese
will ich im Folgenden (heute nur die erste) kurz skizzieren:
Kränkung 1:
Es kommt zu einem Scheitern der weltlichen
Utopien, der Hoffnungen von einem Himmel auf Erden. Die (Welt)Kriege, Gewalt
und Grausamkeit im 20. Jh. zerstören den Glauben daran, dass die Menschen durch
Aufklärung und wissenschaftlichen Fortschritt besser würden. Auschwitz ist
vielleicht der sichere Todesstoß der modernen Utopien, die Hippiebewegung sowie
die sozialistischen Vision könnte man als die letzten Zuckungen und deren Scheitern den endgültigen Tod des Fortschrittglaubens
betrachten.
Zu diesem Scheitern der Utopien führte auch die Ambivalenz des technologischen Fortschritts, also dass der technische Fortschritt nicht nur Fortschritt, sondern neben Segen immer auch Fluch und unkontrollierbare Nebenfolgen mit sich brachte. Stichwortartig nenne ich nur die Umweltbelastung, die Atomkraft, das Ozonloch, die Gentechnik, etc.
Folge:
Der Glaube an den Fortschritt und
eine bessere Zukunft wird damit zunehmend hinterfragt und von den meisten
aufgegeben. Dies heißt nichts anders, als das es heute kein
gesamtgesellschaftliches Ziel und damit keine Richtung mehr gibt, die sinnvoll angesteuert
werden kann. Orientierungslosigkeit und Pessimismus durch ‚Verlust der Zukunft’
machen sich in der Postmoderne breit.
Exkurs: Theologie der Hoffnung
Dieser Punkt zeigt, dass wir
eine Theologie der Hoffnung brauchen, die aufzeigt, dass sich Gott in diese Welt
einmischt, für sie einen Traum hat und sie nach diesem Traum zunehmend
umgestalten will. Diesen Traum gilt es auf kreative Weise auszumalen und ihn zu
einem Aushängeschild zu machen. Es gibt in der Bibel sehr deutliche, anschauliche
und kräftige Visionen, wie Gott sich positiv die Zukunft vorstellt (Jesaja,
Jeremia, Offenbarung). Diese Bilder der Freude, Gerechtigkeit, Heilung und
Friede gilt es anschaulich und greifbar zu machen und somit den Menschen die
Hoffnung aufzeigen bzw. das Ziel auf das es sich lohnt drauf hin zu arbeiten.
Dies kann durch Lieder, Geschichten, Videoinstallationen, Gedichte etc.
geschehen.
Zu oft jedoch haben wir unseren Glauben reduziert auf ein ‚Jesus und mich und vielleicht noch die Gemeinde’. Es gilt die größere Geschichte zu entdecken, in wir uns (alle) befinden und wieder ein handgreiflicheres Bild vom ‚Reich Gottes’ zu bekommen. Stattdessen herrscht leider allzu häufig ein christlicher Eskapismus, im Sinne eines ‚Wir werden alle bald entrückt, die Welt und ihre Zukunft ist uns egal, bis dahin kapseln wir uns ab und feiern uns selbst.’ Im Gegensatz zu solch einem triumphalistisch auftretenden ‚Happy Clappy’-Christentum, das so tut als wäre Glaube das einfachste der Welt und mit dem Glaube würde alles gut, gilt es vielmehr erstens zu lernen den Schmerz und das Leid der verlorenen Welt wirklich mitzufühlen, wie den eigenen nicht zu verstecken. So kann – im gemeinsamen Leiden an einer Welt - durch die (auch für uns) ein Riss geht - eine reale Beziehung hergestellt werden. Dann und erst dann scheint es nicht billig die Hoffnung des Evangeliums aufzuzeigen; nicht im Sinne eines ‚dann wirst Du dich gut fühlen’, sondern als konkrete Hoffnung auf eine bessere Zukunft. An dieser Stelle gilt es m.E. die falsche Alternative von einem wahrhaft utopischen ‚Himmel auf Erden’ und der Vertröstung auf das himmlische Jenseits zu überwinden. Gottes Reich manifestiert sich auf dieser Welt, ‚ist zwischen uns’ und ist doch etwas Ewiges und hier erst anbrechendes…aber genug der Worte für heute…
Fortsetzung folgt (Teil 5: Wie
die moderne Wissenschaft sich das eigene Grab schaufelte…)
Gefällt mir was du so zusammenträgst über die Postmoderne. Woher nimmst du denn das Material dafür? Gut ist auch der Abschnitt darüber, wie es wichtig geworden ist, den Schmerz und das Leid der anderen zu fühlen statt zu beantworten. Es ist als breitet sich die Erkenntnis aus, dass es keine schnellen Hilfen für das Leid gibt. Und dann findet man in diesem Akzeptieren doch eine tiefere Hoffnung, die stark genug ist um alles Leid zu tragen...
Posted by: Sascha | May 26, 2006 at 11:33
Danke!
Woher ich das Material nehme? Habe mich schon seit Jahren mit dem Thema immer wieder beschäftigt und ziemlich verinnerlicht. Das was ich jetzt hier schreibe ist ein kurzer Auszug, wie die 'Geschichte' für mich am meisten Sinn macht. Im Hintergrund stehen also viele Quellen, wo ich auf spezifische These von Denkern eingegangen bin, habe ich diese genannt. Ergänzen müsste ich vielleicht noch, dass die Gedanken zur 'Theologie der Hoffnung' stark von Brian McLaren inspiriert sind...
Posted by: TobiK | May 26, 2006 at 18:51