Teil 2: Das zweite Hauptwerk von Bacon trug den Titel Neues Organ der Wissenschaft und war eine Methodenlehre der Wissenschaften.
Die im
Mittelalter vorherrschende wissenschaftliche, die scholastische Methode bestand in der
Kunst vom wissenschaftlich korrekten Diskutieren. Als Karikatur dieser Methode
ist die Streitfrage bekannt: Wie viele Engel passen eigentlich auf die Spitze einer
Nadel?
Bacon hingegen setzte auf eine eingehende Naturbeobachtung und
auf das Experiment. Die Hintergrundannahme dazu lautet: Der Wissenschaftler ist
dazu in der Lage als ein neutraler Beobachter die objektive Wahrheit erkennen. Hier ist die Welt (Objekt), dieser gegenüber steht der Beobachter (Subjekt). Dazu muss er jedoch ein Reihe von Regeln
beachten, unter anderem muss er alles Nicht-Rationale ausschalten, also z.B.
Gefühle, Vorurteile oder Glaubensüberzeugungen. Damit erhob man nur das in den Status der wirklichen Existenz, was
dem wissenschaftlichen Verstand zugänglich ist. Als Erklärungsgrund für die Vorgänge in
der Natur durften fortan keine nichtnachprüfbaren mystischen Wesen stehen, wie z.B. Gott
oder Dämonen, sondern nur Naturgesetze. Dies führte zu folgendem:
- a) einer mechanischen Weltsicht,
die für die ganze Moderne vorherrschend wurde.
D.h. das Universum, die Welt und
die Natur wurden als eine große Maschine betrachtet. Diese, so wurde
angenommen, funktionieren wie eine Maschine nach festen Gesetzmäßigkeiten.
Das korrekte Instrument zum Verständnis und
zur Kontrolle dieser Maschine ist die Analyse.
Wenn man etwas analysiert, zerteilt
und zergliedert man es in kleinste Einheiten, um zu schauen, wie diese Einheiten
miteinander in Beziehung stehen und wie aus dem Zusammenspiel das Ganze funktioniert. Diese Art und Weise des Zugangs der Welt beeinflusst bis heute unseren gewohnten Zugang zur Welt. Wollen wir etwas verstehen, analyisieren wir etwas...
- b) der sogenannten Entzauberung
der Welt.
Ich hatte es schon angesprochen: Real ist fortan nur was der wissenschaftlichen Überprüfung
zugänglich ist. Alles andere gilt seither als Mythos und Aberglaube. Diese werden durch rationale
Erklärungen und Fakten ersetzt.
- c) zu einem zunehmenden und beschleunigten Säkularisierungsprozess. Die mittelalterliche Gesellschaft war in fast allen Facetten von der katholischen Kirche bestimmt, diese verliert zunehmend an Einfluss. Dieser Prozess wurde natürlich schon vorher, vor allem durch die Reformation eingeleitet. Plötzlich gab es nicht mehr eine Version der Wahrheit, sondern zwei verschiedene. Das von der Kirche vorgegebene, einheitliche Weltbild begann zunehmend zu bröckeln. Die Kirche als die vorherrschende Autorität des Mittelalters, wird nach und nach ersetzt durch die Wissenschaft und die Vernunft des Einzelnen (Mündigkeit als Leitmotiv der Aufklärung). Die Religion wird damit zunehmend aus der öffentlichen Sphäre verdrängt und führt fortan in der Moderne (also der westl. Welt) als ‚Privatsache’ ein Nischendasein.
Fortsetzung folgt (Teil 3: Zusammenbruch der göttlichen Ordnung; weltliche Utopien und die Ausbreitung der westlichen Kultur)...
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