Heute möchte ich euch eine alten Freundin von mir vorstellen: die Postmoderne! Kennen gelernt habe ich sie in meinem Soziologiestudium – ich durfte sie sogar zum Objekt meiner Zwischenprüfung machen. Obwohl die Postmoderne sich immer ein bisschen ziert Objekt zu sein. Aber damit sind wir ja schon mitten im Thema…
Bitte von vorne. Nein, das geht leider nicht. Bei diesem Thema muss man von hinten anfangen bzw. ganz weit zurückblicken. Im besten Fall kehrt man dann verändert zu sich zurück und sagt sich freundlich ‚Guten Tag’…
Man könnte sagen die Postmoderne ist ein westliches Konstrukt. Oh, heißt das wohl, dass sie gar nicht existiert? Nein, was ist realer als ein Konstrukt? Wenn wir nicht wissen können, wie die Welt wirklich ist, dann ist es vielleicht erst mal auch gar nicht so wichtig, wie die Welt wirklich ist, sondern wie wir denken, dass die Welt ist. Logisch?!
Im Grunde erzählt die Postmoderne eine Geschichte. Es ist die Geschichte der Moderne. Die Geschichte ihrer Geburt, ihrer Blüte und ihres Rückgangs. Die Geschichte der letzten Jahrhunderte aus der westlichen Perspektive.
Vereinfacht geht sie so:
Wie kam es zur Geburt der Moderne und was ist überhaupt die Moderne? Hmm, es ist schwierig etwas zu verstehen, von dem man selbst ein Teil ist. Doch die
sogenannte Moderne ist wohl kaum mit etwas so eng verknüpft, wie mit der
‚modernen’ Wissenschaft. Ihren Durchbruch hatte die moderne Wissenschaft durch
die Hilfe einiger innovativer Naturwissenschaftler und Aufklärungsphilosophen. Beispielhaft will ich Euch hier kurz Francis Bacon
vorstellen, der Ende des
16., Anfang des 17. Jh. lebte. Er war beides: Naturwissenschaftler und
Aufklärungsphilosoph. Bekannt ist er heute noch durch seinen Ausspruch: Wissen
ist Macht. Anhand dreier seiner Werke, möchte ich im Folgenden die Hauptcharakteristika der
modernen Wissenschaft und damit die Grundüberzeugung der Moderne in aller Kürze
versuchen zu schildern:
1. Bacon formulierte als Ziel der Wissenschaft, den Fortschritt durch Naturbeherrschung. Sein erstes Hauptwerk mit dem Titel 'Über die Würde und den Fortgang der Wissenschaften' ( De dignitate et augmentis scientiarum) kann als ein erster Versuch einer Universalenzyklopädie genannt werden. Also der Versuch alles Wissen der Menschheit in einem oder mehreren Büchern festzuhalten. Die Hintergrundannahme, die hinter diesem Vorhaben steckt und die typisch für die Moderne ist, ist: Das Wissen über die Natur und die Welt ist endlich, auch wenn der Großteil noch erforscht werden muss. Diese Erforschung ist das Ziel der Wissenschaft. Je mehr wir über die Natur wissen, desto mehr Macht haben wir. Wissen ist Macht. Fortschritt wird damit zu unhinterfragbaren Ziel und Norm.
Im Gegensatz dazu ging das Mittelalter davon aus, dass das wesentliche Wissen bereits vorhanden ist – durch die Heilige Schrift und die Werke des Aristoteles. Aufgabe der Menschen war es dieses Wissen zu bewahren und zu verwalten.
Fortsetzung folgt...
Naja, ich denke nicht, dass es mit der wissenschaftlichen Methode anfing. Die wiss. Methode war selbst eine Auswirkung etwas größerem!
Ich würde sagen dass es mit Cogito Ergo Sum angefangen hat - "ich denke, also bin ich" von René Descartes. So wurde das "Denken" in den Mittelpunkt gestellt! Der Rest kam später.
Posted by: Danny | May 24, 2006 at 06:42
@Danny: Danke für Kommentar. Habe aber nicht behauptet, dass es mit der wiss. Methode anfing. Für mich ist die Moderne aber aufs engste mit der modernen Wissenschaft verknüpft und versuche sie von daher verständlich zu machen. Prozesse wie die Reformation, die neuzeitliche Philosophie (Descartes natürlich an erster Stelle), das Ende des Feudalismus, der Aufstieg einer neuen Klasse, überhaupt sozialstrukturelle Veränderungen, dass spielt alles zusammen. In Descartes Philosophie kulminiert da nur so einiges und sie drückt eher etwas aus, auch wenn sie sicherlich eine Schlüsselrolle spielt. Ich meine wir reden hier von hochkomplexen Prozessen, die man nur stark vereinfacht nachzeichnen kann. Mir geht es eher darum die Logik der Transformationen nachzuvollziehen, als um korrekte Chronologie.
Posted by: TobiK | May 24, 2006 at 22:25