„Der Spieler war vollkommen überrascht. Dass er sich hier wiederfinden würde, hätte er nicht erwartet. Aber wenn er über sein Leben nachdachte, kam er gar nicht so schlecht weg. Jetzt saß er in diesem prachtvollen Saal mit glitzernden Kristallüstern, kostbaren Perserteppichen und Büffettischen, auf denen sich Delikatessen türmten. Und bildschöne Damen warfen dem Neuankömmling tiefe Blicke zu.
Der Spieler begab sich an den Rouletttisch und versuchte sein Glück: auf Anhieb die richtige Zahl! Er setzte erneut, und wieder hatte er Glück. So ging es die ganze Zeit, bis er sich an einen anderen Tisch setzte. Auch hier gewann er Spiel um Spiel, sorgte mit seiner Glückssträhne beim Personal und bei den schönen Damen für Aufsehen.
Am folgenden Tag setzte sich die Gewinnserie fort, und auch am nächsten und übernächsten: Der Spieler gewann jedes Spiel und häufte immer Geld an. Die Glücksträhne übertraf seine kühnsten Träume. Und sie hielt an: Wochen und Monate hindurch verlor er kein einziges Spiel.
Da wurde der Spieler unruhig: Das ständige Gewinnen begann langweilig zu werden, das monotone Spielen mit sicherem Gewinn verlor jeden Reiz. Und er gewann weiter. Schließlich wandte er sich an einen der Türsteher, den er für einen Wächterengel hielt: Er habe diese ewigen Gewinne satt, beklagte er sich. Er sei für den Himmel nicht geschaffen, sei immer ein Kandidat für die Hölle gewesen, und genau dahin wolle er jetzt gehen...
'Aber genau da sind wir', erhielt er zur Antwort.“
aus Ray Kurzweil: 'Homo S@piens'
Erinnert ein wenig an den Spieler von Herrn Dostoj. Effski (Wollte nur mal sagen, dass ich ein Buch kenne...)
Alles Liebe aus Münster
Posted by: Ben | Jan 24, 2006 at 23:33