Hier ein etwas lang geratener Kommentar den ich auf Storch´s Blog verfasst habe:
"Ja, da hast Du ganz recht. Im Grunde argumentiere ich für den Konstruktivismus und zwar auf die gleiche Art und Weise wie Du. Gott und seine Offenbarung ist wohl sowas wie objektiv (ich sage ‘wohl so was’ weil subjektiv/objektiv ja auch bloß wieder menschliche Kategorien sind, in die wir Gott keinesfalls einfach schön einordnen sollten), diese ist uns aber nur vermittelt – über unsere Subjektivität – zugänglich. Inwieweit wir diese ‘objektive Offenbarung’ korrekt erfassen, dazu haben wir keine Kriterien. Eben weil wir keinen Drittstandpunkt einnehmen können. Dies kann nur Gott. Wir können weder unsere Sicht von der Welt, noch unsere Ansicht von der Offenbarung Gottes damit vergleichen wie die Welt ‘an sich’ und ebenso wie die Offenbarung Gottes ‘an sich’ ist. Eben weil wir die Ebene ja nicht wechseln können und immer in unserer ‘subjektiven’ Sichtweise ‘gefangen’ sind. Auch wenn wir die Bibel als Offenbarung Gottes haben, können wir ja gar nicht anders als sie vermittelt über und aus unserer ‘subjekiven’ Sichtweise heraus lesen und verstehen. Aber: Genau an dieser Stelle muss man meiner Ansicht nach über den herkömmlichen Konstruktivismus hinausgehen… denn: zwar sind wir in unser ‘subjektiven Sichtweise’ gefangen, jedoch ist diese so subjektiv gar nicht. Sie ist vielmehr intersubjektiv. Subjektiv ist sie weil die Sicht vermittelt über meine Subjektivität zu Stande kommt, Intersubjektiv ist sie jedoch, weil das wodurch meine Sicht, meine Perspektive geformt wird ja nicht meine eigenen subjektiven Erfindungen sind, also nichts individuelles sondern gerade was soziales. Anders: Was meine Perspektive/ Sichtweise formt sind ja gerade meine Sprache (die etwas soziales ist und ich nicht erfunden habe), historisch und kulturelle übernommene Denkschemata und Narrative, etc.
Was unser Denken, Handeln und Wahrnehmen formt muss kritisch reflektiert und erforscht werden, wenn wir nicht in unserer kulturell-historischen Perspektive ‘gefangen’ und uns der Offenbarung Gottes möglichst weiter annähern wollen. (Diesen Punkt einzugestehen und ihn positiv-kritisch benutzen zu wollen ist für mich übrigens einer der zentralen und neuen Punkte in der ganzen Emerging Church Diskussion.)
Die Ebene des Intersubjektiven ist für mich aber vor allem wegen einer anderen Sache so zentral und wichtig: Gott geht es ja nicht darum uns eine objektive Offenbarung zu präsentieren, die wir nun wiederum möglichst objektiv uns aneignen müssen. (Denkt man so, hängt man glaube ich noch voll in der modernen Sichtweise). Vielmehr hat Gott sich selbst offenbart und gegeben. Er tritt uns also als Subjekt gegenüber und nicht als objektive Realität/ Offenbarung. Das ist doch der zentrale Punkt…Gott will eine persönliche Beziehung zu uns…von Subjekt zu Subjekt. Dieser relationale/ intersubjektive Aspekt ist in unseren Ohren nichts neues (persönliche Beziehung), was das jedoch krasses heißt haben wir jedoch glaube ich immer wieder übersehen/vergessen. So z.B. sind wir gewohnt die Bibel als Objekt/ etwas objektives zu sehen, dass man sich als Subjekt möglichst unverfälscht aneignen muss – dies hies für die Konservativen die Bibel (vermeintlich) wörtlich zu nehmen und für die Liberalen die Bibel mit ihrem Verstand nach Belieben zurecht zu biegen. Beide blieben somit jedoch letztlich in ihrer kulturellen Sichtweise gefangen und beide näherten sich als Subjekt einem Objekt und haben den entscheidendsten Punkt: das uns durch die Bibel als ein Medium ein, nein DAS lebendige Subjekt schlechthin begegnen und formen möchte.
Diese neuzeitliche Subjektperspektive wollte ich bloß ein wenig irritieren als ich sagte, dass Gott uns erkennt und nicht wir ihn. Wenn schon interpretiert die Bibel uns, nicht wir sie. Diese Kritik dreht jedoch die herkömmliche Subjekt/Objekt-Perspektive bloß um und bleibt somit auch noch in ihrer Logik. Jedoch vielleicht einer erster notwendiger Schritt um diese zu dekonstruieren und zu realisieren was es krasses heißt das Gott (als Subjekt) uns (als Subjekt) begegnen will.
Dazu gäbe es noch so viel zu sagen…aber nicht jetzt…
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